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Klassische Hosting-Dienstleistung für SAP ERP

Der Markt für SAP-Hosting befindet sich durch die Public Cloud im Wandel, nach einem Jahrzehnt der Private-Cloud-Transformation. Im Interview mit Robert Schuhmann, Geschäftsführer bei FIS-ASP, sprechen wir über die Entwicklung der klassischen Hosting-Dienstleistung für SAP ERP und die Anforderungen mittelständischer Unternehmen.

Waren es bislang eher die SAP-Test- und -Entwicklungssysteme, die in den Rechenzentren der großen Hyperscaler (wie Alibaba, Amazon Web Services, Google, IBM und Microsoft Azure), sowie in der SAP Cloud betrieben wurden, gehen Kunden nun dazu über, auch ihre Produktivsysteme dort zu hosten beziehungsweise von Dienstleistern in der Public Cloud betreiben zu lassen.

Über alle Hosting-Varianten hinweg beläuft sich der SAP-Hosting-Markt derzeit auf zwei Milliarden Euro in Deutschland und eine Viertelmilliarde Euro in der Schweiz.

Ich hatte Gelegenheit mit Robert Schuhmann, Geschäftsführer bei FIS-ASP Application Service Providing und IT-Outsourcing GmbH, über die Entwicklung der klassischen Hosting-Dienstleistung für SAP ERP und die Anforderungen mittelständischer Unternehmen zu reden.

R. Simons: Robert, du blickst auf fast 30 Jahre Erfahrung bei FIS zurück, davon elf Jahre als Geschäftsführer bei FIS-ASP. Du bist unter anderem für den Auf- und Ausbau sowie den Hosting-Betrieb für SAP ERP bei uns verantwortlich. Wie siehst du die heutigen Anforderungen mittelständischer Unternehmen?

R. Schuhmann: Die Abhängigkeit und Auswirkungen im Bereich SAP werden von Unternehmen tendenziell höher bewertet als für andere IT-Produkte im Unternehmen. Gerade für den oberen Mittelstand bleibt es wichtig, Einfluss auf den Betrieb und die Umsetzungsgeschwindigkeit zu nehmen. Es sprechen aber zwei Gründe dafür, dass das Business bei SAP-Hosting-Providern mittelfristig nicht einbricht:

  1. Zum einen sind klassische Provider im direkten Kostenvergleich mindestens beim SAP-Hosting deutlich günstiger als die Public Cloud der großen Anbieter.
  2. Zum anderen bietet die Public Cloud auch „nur“ eine Lösung für die Infrastruktur. Um SAP aber hochverfügbar zu halten, bedarf es Services, die auch in der Public Cloud von einem Managed Services Provider zugekauft werden müssen. Die Public Cloud führt somit zu steigenden Kosten und mehr Ansprechpartnern. In keinem Fall kann eine Entscheidung für die Public Cloud eine Kostenentscheidung sein.

R. Simons: Gibt es weitere Punkte, die aus deiner Sicht wichtig sind?

R. Schuhmann: Ja. Von zentraler Bedeutung sind beispielsweise persönliche kompetente Ansprechpartner und die Erreichbarkeit rund um die Uhr, an jedem Tag – also ein 24/7-Service. Die Verfügbarkeit von Applikationen ist nur zum Teil ein Thema der Infrastruktur. Managed Services Provider garantieren im Vergleich zu den „Big Cloud 4“ oft auch die Verfügbarkeit der Anwendung. Das findet man nicht bei Alibaba, Amazon Web Services, Google oder Microsoft Azure.

R. Simons: Wie bewertest du das Engagement der Cloud-Anbieter wie Amazon, Google, IBM, Microsoft und Co.?

R. Schuhmann: Die großen Cloud-Anbieter zeigen hier deutliche Defizite. Sie haben noch keine Antwort auf die Bedürfnisse des Mittelstands gefunden. Besonders im Zusammenhang mit Garantien, Haftung und Pönalen zeigt man dort, dass die Flexibilität für den Mittelstand noch fehlt.

R. Simons: Kannst du ein Beispiel dafür nennen?

R. Schuhmann: Nehmen wir das Thema Datenschutz. Das wird auch für mittelständische Unternehmen immer wichtiger.

Es ist nicht verwunderlich, dass, einem Bericht der Nationalen Initiative für Informations- und Internetsicherheit (NIFS) aus 2017 zufolge, 79 Prozent der Befragten bei der Auswahl eines IT-Anbieters darauf achten, welchen datenschutzrechtlichen Bestimmungen dieser unterliegt. Nicht einmal jeder Zehnte will sich mit US-amerikanischen Datenschutz-Niveau zufriedengeben und seine Unternehmensdaten bei einem entsprechenden Anbieter hosten.

Die große Mehrheit bevorzugt es, wenn der Anbieter deutschem oder zumindest europäischem Datenschutzrecht unterliegt. Stichwort: Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder General Data Protection Regulation (GDPR). In diesem Zusammenhang gibt es für Entscheidungsträger im Cloud-Bereich einige Fragezeichen.

R. Simons: Besteht aus deiner Sicht ein Unterschied zwischen Konzernen und mittelständischen Unternehmen?

R. Schuhmann: Grundsätzlich unterscheidet sich das SAP-IT-Business des oberen Mittelstands nicht von dem der Konzerne. Auch der Mittelstand betreibt Niederlassungen verteilt um den Globus und benötigt eine ununterbrochene SAP-Systemverfügbarkeit und mindestens den gesetzlich geforderten Datenschutz.

R. Simons: Bestehen unabhängig davon Einsparpotenziale?

R. Schuhmann: Einsparpotenziale lassen sich in der Regel zugunsten der Public Cloud darstellen, wenn es um besonders kurze Vertragslaufzeiten geht.

R. Simons: Wie bewertest du die Betreuung der SAP-Systeme bei spezialisierten Providern?

R. Schuhmann: SAP selbst bewirbt den in der jüngeren Vergangenheit mehrmals reanimierten SAP-Betrieb auf Basis HEC (Hana Enterprise Cloud) inzwischen scheinbar defensiver – mit Sicherheit aber weniger erfolgreich.

Managed Services Provider bieten für den Kunden den Vorteil, mehr Einfluss und Steuerungsmöglichkeiten zu behalten und Projekte schneller umzusetzen. Geschwindigkeit bleibt auch dort ein entscheidender Parameter.

R. Simons:  Was sagst du zur Vielfalt im SAP-Dienstleistungsspektrum und die sich daraus ergebenden Anforderungen an Dienstleister?

R. Schuhmann: Angesichts des wachsenden SAP-Portfolios und des Einflusses durch Cloud Computing sind Dienstleister wie FIS-ASP gefragt, die ihre Kompetenzen auf mehr als ein SAP-Produkt ausweiten beziehungsweise ausgeweitet haben.

Das bedeutet nicht nur, die Beratungskompetenz im Bereich SAP-Roadmap und Architektur-Strategie zu stärken, sondern auch, die eigenen Angebote im Bereich SAP-Hosting und SAP Application Management neu auszurichten.

Zudem sind verstärkt Fähigkeiten im Bereich Plattformen sowie Implementierung und Integration von Cloud-Lösungen mit lokalen Anwendungen gefordert. Und hier sind wir als FIS und FIS-ASP sehr gut aufgestellt.

R. Simons: Das war ein schönes Schlusswort, Robert. Ich bedanke mich bei dir für das Gespräch.

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