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Die Blockchain-Revolution: Szenarien für die Logistik

Im zweiten Teil unserer Blockchain-Reihe sehen wir uns den Bereich Logistik genauer an und gehen auf die Möglichkeiten ein, die der Einsatz der Blockchain-Technologie für diese Branche bietet. Was genau Blockchain ist, erfahren Sie im ersten Artikel dieser Serie.

In der heutigen Logistik herrschen vermehrt Datensilos vor: Jedes Unternehmen innerhalb einer Supply Chain verfügt über ein eigenes System mit eigenen Servern. Ein übergreifender Austausch zwischen allen Beteiligten der Supply Chain, auch mit vor- und nachgelagerten Herstellern und Lieferanten, findet selten statt.

Mit Blockchains lassen sich diese Grenzen weitestgehend überbrücken und die einzelnen Akteure können sicher und schnell miteinander in Kontakt treten und Daten austauschen. Die digitale Blockchain kann als „zentrale“ Stelle verwendet werden, um sämtliche Informationen zu den Produkten für alle Beteiligten zugänglich zu machen. Diese Informationen können außerdem sehr selektiv zur Verfügung gestellt werden, sodass genau definiert werden kann, wer welche Daten wann und in welchem Ausmaß einsehen darf.

Szenario 1: Prozesskosten für Dokumentenmanagement senken mit Blockchain

Papierlose Prozesse mithilfe von Blockchain-Technologie können vor allem die Distributionslogistik schneller und effizienter gestalten.

Aktuell übersteigen die Prozesskosten für Transport und Logistik (beispielsweise die Abwicklungskosten für Behördengänge und Formulare) die tatsächlichen Kosten für den Gütertransport bei Weitem. Diese Kosten können mithilfe von Blockchain deutlich gesenkt werden, wenn alle Beteiligten wie Auftraggeber, Lieferant und Geschäftspartner zur selben Zeit auf einen Auftrag zugreifen können.

Nehmen wir als Beispiel das Konnossement: Heute werden die Frachtbriefe in der Seefracht, auch Konnossements genannt, analog in Papierform ausgefüllt und mehrmals hin und her gesendet. Spediteure, Empfänger oder Versicherungen und Banken erhalten diese Papiere, die den Wert der geladenen Güter abbilden und alle Schritte des Gütertransports dokumentieren, meist per Kurier.

Dieser Prozess kostet zum einen viel Zeit und Geld und birgt darüber hinaus zahlreiche Sicherheitsrisiken. Ein digitales Konnossement in der Blockchain-Cloud kann diesen umständlichen und zeitraubenden Prozess nun optimieren. Alle relevanten Dokumente könnten somit in digitaler Form in der Cloud via Blockchain-Technologie übermittelt werden. So stehen die sensiblen Informationen allen Beteiligten in verschlüsselter Form zur Verfügung, im Gegensatz zu herkömmlichen Cloud-Systemen, welche die Daten häufig ungefiltert an die Systeme oder gar an Dritte übergeben.

Als weiterer Einsatzbereich ist hier sicherlich auch der Tausch von Europaletten mit digitalem Palettenschein auf Basis von Blockchain-Technologie zu nennen. Auch hier wird heutzutage noch ein Schein in Papierform eingesetzt, welcher die Anzahl, Art und Güte der getauschten Paletten dokumentiert, falls die Paletten bei Anlieferung der Ware nicht direkt wieder zurückgegeben werden können. Diesen Palettenschein kann der Besitzer im Nachgang wiederum beim beauftragten Dienstleister gegen tatsächliche Paletten eintauschen. Mithilfe von Blockchain könnte auch dieser Vorgang effizienter, transparenter und vor allem papierlos verwaltet werden.

Szenario 2: Lebenszyklusverfolgung inkl. Tracking and Tracing von Produkten und Lebensmitteln

Die vollständige Supply Chain eines Produkts lässt sich mithilfe von Blockchain transparent darstellen. So erhält jeder Beteiligte detaillierte Informationen darüber, wo das Produkt, beispielsweise ein Lebensmittel, genau herkommt. Digitale Produktinformationen wie Herkunftsbetrieb und Chargennummer können vollumfänglich in der Blockchain gespeichert werden. Störungen wie Verspätung der Lieferung oder Verunreinigung der Charge können jederzeit nachvollzogen und über die Blockchain direkt und schnell weitervermittelt werden.

Auch im Bereich der Standortverfolgung, beim Tracking-and-Tracing, ist der Einsatz von Blockchain denkbar. Damit ist es möglich, Standortdaten und Informationen zum Produkt selbst und zu dessen Zustand in Echtzeit an alle Beteiligten im Wertschöpfungsprozess zu übermitteln. Dies könnte zu einer besseren Planbarkeit sowie höherer Effizienz im Unternehmen führen.

Als konkretes Beispiel lässt sich hier die Pharmaindustrie nennen, die hiervon beim Transport von empfindlichen Medikamenten profitieren kann. Kunden können schließlich in Echtzeit mit einem Statusbericht über Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Standort der bestellten Medikamente informiert werden. Diese Daten lassen sich nachträglich nicht manipulieren oder ändern und sind somit sehr verlässlich und vertrauenswürdig.

Szenario 3: Finanzierungs- und Zahlungsverkehr mit Blockchain

Mithilfe von Smart Contracts, also in der Blockchain programmierte Verträge, können Zahlungen automatisch ausgeführt werden. Es können bestimmte Auslöser in der Software festgelegt werden, zu welchen automatisch eine bestimmte Aktion ausgeführt werden soll. Abrechnungen werden automatisiert ausgeführt und somit Prozesse schließlich effizienter.

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Ihre Bestellung hat Lieferverzug oder kann aus unvorhersehbaren Gründen nicht geliefert werden. Über Smart Contracts kann bei Eintreten dieses Falles automatisch eine Rückzahlung des von Ihnen bezahlten Betrags ausgelöst werden.

Aussichten für die Zukunft der Blockchain

Durch die neuen technologischen Möglichkeiten auf Basis von Blockchain könnten Wertschöpfungsprozesse in Unternehmen agiler und flexibler ablaufen. Daten können sicher gespeichert werden, Partner gefahrlos in die Prozesse der Produktion und Wertschöpfung integriert und Informationen schnell und flexibel transportiert werden.

Die Vorteile des Einsatzes im unternehmerischen Umfeld sind also vielversprechend. Jedoch sind diese Aussichten mit Vorsicht zu genießen, denn die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen und es wird noch einige Zeit dauern, bis sie weitläufig eingesetzt wird.

Derzeit befinden sich die Blockchain-Technologien noch am Anfang ihrer Entwicklung und sind bei Weitem noch nicht vollständig ausgereift, um alle potenziell denkbaren Anwendungsszenarien sofort umsetzen zu können. Aktuell und auch weiterhin werden zahlreiche Pilotprojekte auf Basis der neuen Technologie durchgeführt, um etwaige Schwachstellen und Probleme im Praxiseinsatz aufzudecken und zu lösen, damit die Blockchain schnell fit für den kommerziellen Einsatz ist. Beispielsweise testet IBM aktuell mit der Reederei Maersk im Hafen von Amsterdam den Einsatz von Blockchain in der Transportlogistik, um logistische und vertragliche Informationen untereinander schnell und sicher auszutauschen.

Eine weitere Initiative aus Herstellern, Logistik-Dienstleistern und Händlern testet aktuell den Einsatz von Blockchain im Bereich Palettentausch mit einem digitalen Palettenschein. Wenn sich schließlich derartige Projekt als zielführend erweisen, dann könnte in einigen Jahren die Blockchain-Technologie weitreichenden Einsatz in Supply Chains und Unternehmen finden.

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