In einer Zeit, in der Unternehmen zunehmend digitale Lösungen nutzen, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren, ist die Cloud-Technologie zu einem wichtigen Treiber für Innovation und Wachstum geworden.
Auch SAP hat erkannt, dass die Cloud eine zentrale Rolle bei der Transformation von Unternehmen spielt. Mit ihrer Cloud-First-Strategie geben sie ganz klar die Richtung vor, in welche sich das Geschäft mit ERP-Lösungen entwickelt. Mittlerweile sollte jeder begriffen haben, dass an der Cloud-Strategie der SAP kein Weg mehr vorbeiführt.
Wir haben nachgefragt und erfuhren im Rahmen unserer Umfrage zur SAP S/4HANA Transition, dass sich etwa ein Drittel der befragten Unternehmen bereits für den Betrieb in der Cloud entschieden hat.
Aber auch wir als SAP-Lösungsanbieter stehen vor neuen Herausforderungen und beschäftigen uns intensiv mit der aktuellen Strategie der SAP. Im Interview haben wir Dieter Ball, verantwortlich für die Gesamtleitung des Bereichs SAP ERP & Logistics sowie die Bereiche HRM und Business Process Integration gefragt, wie sich FIS zukünftig ausrichtet, um auch individuelle SAP-Optimierungen Cloud-Ready zu machen.
Die SAP hat mit ihrer Cloud-First-Strategie einen großen Wandel hervorgerufen. Als SAP Gold Partner ist FIS selbstverständlich auch von dieser Entwicklung betroffen. Welchen Einfluss hat dieser Ansatz auf unser Produkt- und Leistungsangebot und wie richtet sich FIS zukünftig aus?
Dieter Ball: Die Cloud-First-Strategie geht nicht nur von SAP aus, sondern spiegelt eine allgemeine Entwicklung in der IT-Branche wider. SAP treibt diesen Ansatz voran und entwickelt seine Lösungen zunehmend in Richtung Cloud. Damit haben sie zweifellos einen erheblichen Einfluss auf die gesamte ERP-Landschaft und SAP-Partnerunternehmen wie FIS.
Bei FIS sind wir uns dieser Veränderungen bewusst und passen unser Produkt- und Leistungsangebot entsprechend an. Aktuell sind wir dabei, unsere FIS-Lösungen sukzessive in der Cloud zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus arbeiten wir aktiv an der Entwicklung weiterer Lösungsansätze rund um die Digitalisierung im Großhandel.
Für viele Unternehmen ist es noch ein weiter Weg in der Cloud. Auch unsere Kunden stehen aktuell vor der Entscheidung, ihre Geschäftsanwendungen in die Cloud zu übertragen. Wie ist die Resonanz unserer Kunden auf diese Entwicklung?
Dieter Ball: Unsere Kunden reagieren grundsätzlich positiv auf die Entwicklung hin zur Cloud und der „Keep the Core Clean“-Strategie. Wir haben festgestellt, dass die anfängliche Skepsis gegenüber Cloud-Lösungen abnimmt und die meisten unserer Kunden bereits erste Erfahrungen mit Cloud-Applikationen oder -Services gesammelt haben. Somit steigen auch die Erwartungen an uns, da immer mehr Kunden nach Cloud-Lösungen fragen.
Außerdem überwiegen die Vorteile der Cloud in den Augen unserer Kunden und sind ein wesentlicher Treiber für deren Interesse an dieser Entwicklung. Dazu gehören Modelle wie „Pay per use“ und Subscription-Modelle, die finanzielle Vorteile bieten. Die Tatsache, dass keine Investitionen in eigene Hardware oder Infrastruktur notwendig sind, trägt zur Kosteneinsparung bei. Zusätzlich ermöglicht die Nutzung von Cloud-Services einen schnelleren Zugriff auf neue Technologien.
Trotzdem bringen Cloud-Lösungen auch Risiken und Nachteile mit sich, die unsere Kunden berücksichtigen müssen. Dazu gehören die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und Compliance-Anforderungen sowie mögliche Verzögerungen aufgrund von Bandbreitenabhängigkeiten bei den Antwortzeiten von Cloud-Services. Zudem sind Cloud-Lösungen oft von Drittanbietern abhängig.
Letztendlich hängt die Wahl zwischen On-Premise und Cloud-Lösungen von den individuellen Anforderungen unserer Kunden ab. Wir stehen unseren Kunden zur Seite, um sie bei dieser Entscheidung zu beraten und die richtige Lösung für ihre jeweiligen Herausforderungen zu finden.
Wie schaffen wir es, Unternehmen bei deren Reise in die Cloud zu unterstützen?
Dieter Ball: Um Unternehmen bei ihrer Reise in die Cloud zu unterstützen, setzen wir auf das Konzept „RISE with SAP“. Dieser Ansatz ermöglicht es, die aktuellen ERP-Daten und Prozesse unserer Kunden mit minimalem Risiko und ohne Kompromisse in die Cloud zu übertragen. Mithilfe des Pakets aus maßgeschneiderter ERP-Software, Transformationsservices, Geschäftsanalysen und dem langjährigen Know-how von FIS begleiten wir unsere Kunden auf ihrem Weg in die Cloud.
Neben SAP-Standardprodukten setzen viele Unternehmen auch auf unsere branchenunabhängigen Optimierungen, um den Standard individuell zu ergänzen. Wie schafft es FIS auch diese Lösungen in die Cloud zu bringen und an welchem Punkt befinden wir uns aktuell?
Dieter Ball: Gerade der Technische Großhandel hat eine Reihe individuell ausgeprägter Prozesse, die mithilfe der Funktionalitäten von FIS/wws abgebildet werden. Diese maßgeschneiderten Lösungen sind darauf ausgerichtet, Wettbewerbsvorteile zu schaffen und die Produkte oder Services der Unternehmen von anderen abzuheben. Wie bereits erwähnt werden auch diese Lösungen sukzessive in die Cloud gebracht.
Hierfür bietet SAP eine Private-Cloud-Lösung an, die weitgehend konfigurierbar ist und die Anpassung von Lösungen an individuelle Anforderungen ermöglicht. Darüber hinaus gibt es auch eine Strategie zur Individualisierung in der Public Cloud, die von SAP unterstützt wird.
Für die Entwicklung und den Betrieb von By-Side-Lösungen, zu denen auch unsere individuellen Optimierungen gehören, bietet SAP verschiedene Möglichkeiten mithilfe der SAP Business Technology Platform (BTP) an. Die Kommunikation dieser Erweiterungen mit der SAP S/4HANA Cloud erfolgt über freigegebene Schnittstellen (remote API), die jedoch gewissen Einschränkungen unterliegen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, nutzen wir on-stack developer extensibility, gemeinhin auch als embedded steampunk bezeichnet. Dies ermöglicht uns, eigene Schnittstellen zu entwickeln, die dem Clean-Core-Prinzip entsprechen und die Integration unserer Lösungen in die Cloud erleichtern.
Wir haben bereits frühzeitig ein Strategieprojekt gestartet, das vorsieht, viele unserer Produktlinien in die Cloud zu überführen. Dies betrifft nicht nur die Funktionen unserer Warenwirtschaftslösung FIS/wws, sondern auch unsere Lösungen für die Logistik und alle anderen Optimierungen, die wir unseren Kunden über unser breites Produktportfolio anbieten. Einige unserer Cloud-Lösungen sind bereits bei Kunden produktiv im Einsatz.
Zu guter Letzt möchten wir noch von dir wissen, welche Chancen sich deiner Meinung nach für FIS und vor allem für unsere Kunden in Zukunft ergeben werden?
Dieter Ball: Mit all den Themen rund um Cloud ergeben sich für uns viele neue Chancen unser Portfolio zu erweitern. Eine wichtige Möglichkeit besteht in der Beratung und Strategieentwicklung. Obwohl viele unserer Kunden bereits erste Schritte in Richtung Cloud unternommen haben, erfordert die effektive Nutzung von Cloud-Lösungen und -Services strategische Überlegungen, ohne dabei die auftretenden Risiken zu vernachlässigen.
Hier können wir Unternehmen dabei helfen, die besten Ansätze für die Cloud-Migration zu entwickeln, geeignete Dienstmodelle wie beispielsweise Infrastructure-as-a-Service, Platform-as-a-Service oder Software-as-a-Service auszuwählen und ihre IT-Infrastruktur zu optimieren.
Das SAP Cloudportfolio bietet eine Reihe von Services und Lösungen an, die unsere Kunden bei Ihrem Weg der Digitalisierung unterstützen. Diese gilt es kundenspezifisch in die Geschäftsprozesse zu integrieren.
Die SAP Business Technology Platform ermöglicht es uns, maßgeschneiderte Anwendungen und Dienste zu entwickeln, die genau den Anforderungen unserer Kunden entsprechen. Beispiele hierfür ist unsere Lösung zur Anbindung von Online-Marktplätzen FIS/TradeFlex oder die zentrale Plattform für den digitalen Daten- und Belegaustausch FIS/bxp.
Schließlich bietet die Cloud den Zugang zu innovativen Technologien wie künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Big Data Analytics. Als IT-Dienstleister können wir Unternehmen dabei unterstützen, diese Technologien zu nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und innovative Lösungen zu entwickeln.