Helge Sanden: Herr Bugner, welche Herausforderungen ergeben sich durch fehlende Versionierungen?
Martin Bugner: Schemen und Regeln steuern die Kernprozesse in der Abrechnung und Zeitwirtschaft in SAP HCM. Ohne Versionierung sind die häufigen Veränderungen durch Gesetzgeber, Sozialverbände und unternehmensinterne Anforderungen kaum nachvollziehbar. Für die Revisionssicherheit ist dies aber unbedingt erforderlich.
Denn kommt es im Rahmen einer Revision beispielsweise zur Frage, auf welcher Basis die Abrechnung zu einem bestimmten Zeitpunkt stattgefunden hat, lässt sich dies mit den Standardmitteln nicht mehr rekonstruieren. Die Abrechnungsergebnisse werden zwar gespeichert, aber nicht der Weg, der zu diesen Ergebnissen geführt hat. Dies erreicht man dadurch, dass die Entwicklung von Schemen und Regeln nachvollziehbar gemacht wird.
Kann man die Entwicklung in den Personalsystemen revisionssicher machen?
Im SAP-Standard existieren nur rudimentäre Möglichkeiten. Es erfordert hierzu den Einsatz weiterer Werkzeuge.
Im SAP-Standard gibt es bei Abrechnung und Zeitwirtschaft eine Lücke bei Schemen und Regeln. Um diese zu schließen und die Revisionssicherheit stets zu gewährleisten, kann es hilfreich sein, die Entwicklung mit Werkzeugen nachvollziehbar zu machen.
Durch eine Versionierung werden die Entwicklungsstände historisiert und damit vergleichbar gemacht, sodass im Rahmen einer Revision der Stand zu einem bestimmten Datum rekonstruiert werden kann. Sind diese Gegebenheiten erfüllt, ist die Entgeltabrechnung und Zeitwirtschaft in SAP revisionssicher.
Wie kann die Qualität der Weiterentwicklung noch zusätzlich erhöht werden?
Die Qualität der Weiterentwicklung ist beispielsweise davon abhängig, wie gut die Entwicklungsteams zusammenarbeiten. Hierbei ist die Koordination der gemeinsamen Arbeiten besonders wichtig, insbesondere die Informiertheit aller beteiligten Entwickler über die Aktivitäten der anderen Beteiligten. Beispiele sind die Anzeige offener Transporte, gemeinsamer Transportaufträge oder Änderungssperren für andere Personen.
Durch eine automatische Aufzeichnung von Änderungen, die Entwickler am System durchführen, können diese besser nachvollzogen werden. Ergänzend hierzu gewährleistet die Möglichkeit von Notizen, dass der Grund einer Änderung am System oder dem Schemen- und Regelwerk dokumentiert und zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen werden kann.
Was wird für Sie in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema in den Personalabteilungen der SAP-Anwenderunternehmen?
Wir befinden uns aktuell in einer besonderen Situation und das nicht nur hier in Deutschland, sondern international. Für viele Unternehmen ist das Thema Kurzarbeit in den Fokus gerückt. Die dafür notwendigen Anpassungen müssen schnell umgesetzt und getestet werden. Dies ist nur ein Beispiel, welchem ständigem Änderungsdruck Personalwirtschaftssysteme ausgesetzt sind. Ein weiteres Beispiel sind neue gesetzliche Anforderungen, die stets sehr schnell berücksichtigt werden müssen.
Darüber hinaus führen Anforderungen, wie die Digitalisierung oder die Umsetzung der EU-DSGVO dazu, dass Personalwirtschaftssysteme ständig komplexer werden. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an die Benutzerfreundlichkeit, denn die Systeme sollen immer einfacher zu bedienen sein. Diese Herausforderungen gilt es zu lösen.
Was wird für Sie in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema in der SAP-Community?
Unternehmen müssen ihre Kunden in den Mittelpunkt stellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Im ersten Schritt betrifft das meist die Abteilungen Marketing, Vertrieb und Service, da sie im direkten Kontakt mit den Kunden stehen. Deshalb wird die C/4HANA-Suite eine immer größere Rolle in der SAP-Community spielen.
Dieser Beitrag erschien zuerst im IT-Onlinemagazin.