Marktplätze: Goldgrube oder Datenchaos?
Es steht außer Frage: Der Verkauf über Online-Marktplätze bietet heute enormes Potenzial.
Allein 2023 wuchs der Markt in Deutschland laut dem Handelsverband Deutschland auf beeindruckende 85,4 Milliarden Euro Umsatz.
Für Verkäufer eröffen diese Plattformen enorme Chancen. Besonders für SAP-Anwender bieten Online-Marktplätze die Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen und das Geschäft zu skalieren.
Gleichzeitig sind die Einstiegshürden niedrig, denn der Verkauf über Marktplätze ist oft unkomplizierter als der Aufbau eines eigenen Online-Shops.
Vor allem die Käufer genießen die einfache Handhabung: Produkte werden bequem von zu Hause aus bestellt und direkt geliefert – für Verkäufer hingegen stehen viele komplexe Prozesse im Hintergrund. Wer hier verkaufen will, muss vor allem eins tun: Die Prozesse im Griff behalten. Klingt einfach, oder? Nicht wirklich.
Ohne die Automatisierung von Prozessen kann das Marktplatzgeschäft schnell aus dem Ruder laufen – besonders, wenn die Daten manuell ins SAP-System eingepflegt werden müssen.
Vom Angebot bis zur Zahlung: Ein Blick in die Verkäufer-Perspektive
Für Verkäufer beginnt der Prozess auf dem Marktplatz zunächst mit der Angebotserstellung. Verkäufer können sich dabei an bereits bestehende Angebote anhängen, wie es häufig auf Amazon der Fall ist, oder eigene Produkte und Preise neu einpflegen.
Hier stellen sich bereits die ersten strategischen Fragen: Wie können Preise wettbewerbsfähig bleiben, ohne die Marge zu ruinieren? Welche Mengen sollen überhaupt für den Marktplatz zur Verfügung gestellt werden? Während das Lager zu 100 Prozent gefüllt ist, möchte ein Verkäufer vielleicht nur 50 Prozent für einen bestimmten Marktplatz reservieren, um andere Kanäle nicht zu vernachlässigen.
Wenn die Bestellungen dann eintrudeln, geht’s richtig los: Aufträge müssen dem SAP-System zugeordnet, Mengen und Versanddetails präzise dokumentiert werden.
Nicht zu unterschätzen sind die Kosten, die neben dem reinen Produktpreis entstehen. Versandkosten, Rabattaktionen und die Marktplatzgebühren müssen sorgfältig kalkuliert werden. Schließlich möchte auch der Marktplatz am Verkauf verdienen.
Kommen Retouren oder Stornierungen hinzu, wird der Prozess noch komplexer: Lieferungen müssen verfolgt, Rückabwicklungen organisiert und Gutschriften korrekt erfasst werden. Spätestens hier wird klar, dass viele manuelle Arbeitsschritte echte Zeitfresser sind.
Am Ende des Verkaufsprozesses wartet die Zahlungsabwicklung – und hier wird es besonders knifflig. Viele Marktplätze stellen monatliche Abrechnungsdateien bereit, die Verkäufer entweder per E-Mail, in der Seller Central oder über eine API abrufen können.
Diese Daten müssen anschließend mit offenen Posten im SAP-System abgeglichen werden. Welche Kosten sind entstanden? Welche Gebühren wurden einbehalten? Und welche Erlöse habe ich überhaupt aus dem Verkauf? Ohne digitale Unterstützung endet das schnell in einer fehleranfälligen Zettelwirtschaft.
Online-Marktplätze
Inhalt des Whitepapers
Automatisierung: Der Retter im Marktplatzgeschäft
Um diese Komplexität zu reduzieren, sind klar definierte Prozesse entscheidend. Für SAP-Anwender bieten Middleware-Lösungen wie beispielsweise FIS/TradeFlex wertvolle Unterstützung. Sie übernehmen die Abmischung der Zahlungsdaten und automatisieren viele Schritte, die sonst händisch erledigt werden müssten.
Anstatt monatliche Abrechnungsdateien manuell zu sichten, verarbeitet eine Middleware alle Informationen zu Zahlungen, Gebühren und Erlösen zuverlässig im Hintergrund. Der Abgleich mit offenen Posten und bereits erfassten Buchungen erfolgt automatisiert. Fehlerquellen werden minimiert, und Mitarbeitende müssen nur noch eingreifen, wenn Unstimmigkeiten auftauchen.
Für Händler bedeutet das: weniger Aufwand, schnellere Prozesse und mehr Zeit für das eigentliche Geschäft. Schließlich sollte der Fokus auf dem Verkauf liegen – nicht auf dem Jonglieren von Zahlungsdaten.
Retourenmanagement: Eine weitere Hürde für SAP-Anwender
Wer im B2C-Bereich unterwegs ist, weiß: Retouren gehören dazu wie der Kaffee zum Montagmorgen. Wie aufwendig die Rückabwicklung ist, hängt vom Fulfillment-Modell ab.
Beim „Fulfillment by Marketplace“ (FBM) übernimmt der Marktplatz die Retourenorganisation, während Verkäufer nur sicherstellen müssen, dass alles korrekt im SAP-System abgebildet wird. Diese Dienstleistung lassen sich Marktplätze allerdings gut bezahlen.
Wer den Versand und die Retouren selbst organisiert, muss zusätzliche Sicherheitsprüfungen einbauen. Dazu gehört etwa die Überwachung von Rückgabefristen oder die Bereitstellung passender Retourenlabels.
Besonders bei Amazon ist die sogenannte „Response Time“ entscheidend: Eine schnelle Bearbeitung wirkt sich positiv auf den internen Verkäufer-Score aus, während Verzögerungen schnell zu Abmahnungen führen können. Hier müssen Prozesse reibungslos funktionieren, um die Anforderungen des Marktplatzes zu erfüllen.
Der neue Player: TikTok betritt die Marktplatz-Bühne
Das Marktplatzgeschäft bietet nicht nur enormes Potenzial, sondern entwickelt sich auch stetig weiter. Ein spannender Trend zeichnet sich mit der Plattform TikTok ab. Bereits ab Ende 2024 plant TikTok, als Marktplatz zu agieren.
Für die junge Generation, die ohnehin täglich auf TikTok unterwegs ist, wird der Schritt von einem kurzen Video zum „Kaufen“-Button noch nahtloser. Ein kurzer Swipe, ein Video, ein Klick – und schon ist das Produkt im Warenkorb.
Für Verkäufer heißt das: Wer sich jetzt schon rüstet und seine Prozesse – insbesondere die Zahlungsabwicklung – optimiert, kann einen echten Wettbewerbsvorteil sichern.
Fazit: Prozesse bändigen und Chancen nutzen
Der Verkauf auf Online-Marktplätzen bietet SAP-Anwendern enormes Wachstumspotenzial, bringt jedoch auch komplexe Herausforderungen mit sich. Die richtige Strategie, klare Prozesslinien und der Einsatz von Middleware-Lösungen wie FIS/TradeFlex ermöglichen es, die Zahlungsabwicklung und nachgelagerte Prozesse effizient zu meistern.
Durch Automatisierung lassen sich manuelle Fehler vermeiden und Ressourcen sinnvoll einsetzen. So bleibt der Fokus auf den wichtigen Aufgaben, während die Marktplatzprozesse reibungslos im Hintergrund laufen.
Denn am Ende geht es darum, den Marktplatzverkauf so einfach zu gestalten, wie er für Käufer ohnehin schon ist – ein Klick, und alles läuft. Nur diesmal auch hinter den Kulissen.