Der Angriff russischer Truppen auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat die ganze Welt in Schock versetzt. Für Menschen aus der Ukraine begann eine Zeit, die von viel Leid geprägt ist. Mehrere Millionen Menschen sind bereits aus dem Kriegsgebiet geflohen.
Frau Susanne Kehr ist bei der Kindernothilfe e. V. als Managerin Key Account tätig und betreut Unternehmenspartner, wie FIS. Im Interview erzählt Sie uns über die Projekte der Kindernothilfe.
Frau Kehr, wofür setzt sich die Kindernothilfe ein?
Seit über 60 Jahren ist es unser Ziel Kinder zu schützen, sie zu fördern, sie zu beteiligen und das in heute 33 Ländern weltweit. Oft arbeiten wir in den ärmsten Ländern, wo es vor allem darum geht, Kinder vor Hunger, Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Bildung ist ein absoluter Schwerpunkt in allen unseren Projekten, das reicht von frühkindlicher Bildung hin zu Berufsausbildungsprogrammen für Jugendliche.
Gibt es Projekte, die aktuell besonders im Fokus stehen?
Ja, auf jeden Fall. Die Lage in der Welt – täglich erfährt man es aus den Medien – ist aktuell wirklich erschreckend. Seit Kriegsbeginn liegt ein großer Schwerpunkt auf Projekten für aus der Ukraine geflüchtete Kinder und ihre Familien.
Außerdem legen wir viel Wert auf Bildungsprojekte, das ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Was zunehmend auch eine Rolle in unserer Arbeit spielt, sind Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche, wo es um Klimabildung geht. Kinder sollen lernen, was die Ursachen des Klimawandels sind und was man dagegen tun kann. Dort bekommen sie auch ganz konkrete Umweltschutzmaßnahmen vermittelt.
Ein weiterer Schwerpunkt, der gut zu Unternehmen wie FIS passt, ist die digitale Bildung. Wir möchten Kindern aus armen Gebieten, die sonst überhaupt keine Chance dazu hätten und gesellschaftlich abgehängt werden würden, digitale Bildungsangebote bieten, sodass sie auch auf dem Arbeitsmarkt Chancen haben.
Mit welchen Herausforderungen haben Geflüchtete aus der Ukraine zu kämpfen? Wobei benötigen Sie besondere Hilfe?
Die Herausforderungen sind sehr groß. Die Menschen, vor allem Frauen mit ihren Kindern, sind geflüchtet und haben alles stehen und liegen lassen. Es fängt damit an, dass wir ihnen lebensnotwendigen Dinge, wie warme Kleidung bereitstellen müssen. Natürlich versorgen wir Sie auch mit Lebensmitteln, aber auch sichere Unterkünfte sind wichtig.
Wir stellen Unterkünfte in den Grenzgebieten Rumänien und Moldawien bereit. In den beiden Ländern sind wir schwerpunktmäßig aktiv, da dies die ärmsten Länder in Europa sind, die Geflüchtete aufnehmen. Es geht um die Bereitstellung von medizinischer Versorgung und die Verfügbarkeit von Hygieneartikeln, also wirklich eine umfassende Soforthilfe für die Geflüchteten.
Welchen Ansatz verfolgt die Kindernothilfe, um die Geflüchteten mit der notwendigen Unterstützung zu versorgen?
Die Kindernothilfe arbeitet in allen Projekten mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen, da diese die besten Kenntnisse der Situation vor Ort haben. Unser Ansatz ist es, Soforthilfe zu leisten und das Notwendigste zur Verfügung zu stellen.
Aber darüber hinaus engagieren wir uns auch langfristig. Für die ukrainischen Geflüchteten werden wir auf jeden Fall mindestens zwei Jahre aktiv bleiben. Wir werden sie auch begleiten und unterstützen, wenn sie hoffentlich in ihre, dann aber weitgehend zerstörten Heimatorte zurückkehren können. Auch dann werden wir ihnen zur Seite stehen.
Was ist gerade für Kinder in dieser schweren Zeit wichtig?
Die Kinder haben viel Furchtbares auf der Flucht erlebt. Das heißt, viele der Kinder sind traumatisiert, einige auch schwer traumatisiert. Es ist ganz wichtig, ihnen psychosoziale Hilfe anbieten zu können. Diese psychosoziale Hilfe für Kinder, aber auch für deren Mütter ist ein ganz wichtiger Schwerpunkt in unseren Projekten.
Für die Kinder muss dies in einer altersgerechten Form erfolgen. Das heißt, wir arbeiten in spielerischer Form mit den Kindern. Dadurch können sie zum Beispiel in ihren Bildern die Erfahrungen verarbeiten, aber auch mit Spiel und Tanz. Solche Angebote werden in geschützten Räumen durchgeführt, um den Kindern ein sicheres Gefühl zu geben.
Warum sind gerade Spenden von Unternehmen wie FIS notwendig, um das Leid zu reduzieren?
Unternehmen sind ganz wichtige und starke Partner. Mit großzügigen Spenden wie von FIS kann natürlich ganz anders geplant werden. Durch diesen Förderbetrag entsteht eine Planungssicherheit, die uns wiederum auch größere Handlungsmöglichkeiten bietet.
Grundsätzlich gilt natürlich die Aussage „Jede Spende zählt, egal wie klein sie ist!“, also auch von jedem privaten Spender. Aber Unternehmen sind als starke Partner in solchen Situationen sehr wichtig, weil sie uns Sicherheit geben.
Wie können auch Privatpersonen helfen, die Situation zu verbessern?
In der Summe sind kleinere Spenden natürlich auch extrem wichtig und können viel bewegen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, aber besonders hilfreich für uns ist eine Regelmäßigkeit in der Unterstützung.
Eine wichtige Form der Hilfe ist der ichbindabeitrag, da kann der Spendenbetrag selbst gewählt werden. Entscheidend ist aber, dass die Spende monatlich erfolgt. Andere wichtige Formen der Unterstützung sind Patenschaften für Kinder oder Projekte.
Außerdem kann man auch Zeit schenken und sich ehrenamtlich bei der Kindernothilfe engagieren. Wir haben bundesweit auch eine Reihe von Arbeitskreisen, an welchen man teilnehmen kann. Auch das ist eine wichtige Form der Unterstützung.