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Wie passen SAP-Kunden S/4HANA für die eigenen Bedürfnisse an?

Erfahren Sie im Interview, wie man Erweiterungen und Ergänzungen von SAP- und Non-SAP, Cloud- und On-Premises-Lösungen realisieren, Prozesse individualisieren oder Drittanwendungen in SAP-Landschaften integrieren kann.


Stefan Seufert ist Gast eines Expert-Talks zur Onlinekonferenz 2019 „Der Umstieg auf SAP S/4HANA – wie machen es andere Unternehmen?“ und berichtet dort, wie SAP-Kunden derartige Anforderungen umsetzen.

Stefan, wie kann man SAP ECC und S/4HANA zukunftssicher individualisieren?

Stefan Seufert ist seit mehr als fünf Jahren bei FIS und ist Team Manager für Customer Development Projects.

Disruptive Innovationen revolutionieren die Märkte und machen es erforderlich, Unternehmen schneller denn je an veränderte Marktsituationen anzupassen. Dies erfordert umfassende Änderungen an Unternehmensprozessen, welche auch in der IT-Infrastruktur der Unternehmen abgebildet werden müssen.

In der Vergangenheit stand SAP für qualitativ hochwertige Systeme und stabile Prozesse im Enterprise Umfeld – nicht jedoch für die einfache und agile Anpassung der Systeme. Aufwändige Releasewechsel wurden auf das nötige Minimum reduziert.

Die SAP Cloud Platform (SAP Business Technology Platform) ist mit ihren Schnittstellen und dem SAP Cloud Connector sehr einfach in S/4HANA-Landschaften zu integrieren und bildet dabei die agile Komponente im Systemverbund. So können Prozesserweiterungen höchst effizient in die Cloud ausgelagert werden, ohne stabil laufende Systeme zu gefährden. Weiterhin bietet die SAP Cloud Platform eine Fülle an innovativen Ergänzungen zum ERP-System, wie zum Beispiel IoT und Mobile Services, welche in einer Art Baukasten zur Verfügung stehen.

Für welche Kundenszenarien eignet sich die SAP Cloud Platform besonders?

Die SAP Cloud Platform bietet vielfältige Möglichkeiten für unterschiedlichste Unternehmen und Szenarien. Je nach Anforderung an die Anwendung können die entsprechenden Erweiterungen und Services hinzugebucht werden. Wir verwenden die SAP Cloud Platform, wenn es darum geht, Prozesse in das Internet auszulagern, die nicht im SAP-Standard abgebildet sind.

Beispielsweise haben wir über die SCP eine Schnittstelle zu Amazon Alexa realisiert, um über einen Amazon Echo nach Produkten im SAP-Materialstamm zu suchen und um Aktionen, wie beispielsweise Preisfindung oder Verfügbarkeitsprüfung, im SAP-System starten zu können.

Weiterhin bietet sich die SAP Cloud Platform an, wenn prozessergänzende Daten persistiert werden sollen, welche nicht unmittelbar im SAP-System (On-Premises oder Cloud) benötigt werden.

Was ist das coolste Projekt, das Du mit der SAP Cloud Platform realisiert hast?

… das coolste Projekt? Da sind wir mitten drin! Marktplätze wie Amazon, eBay oder Mercateo spielen in unserem Kundensegment eine immer größere Rolle. Immerhin 53 Prozent der deutschen E-Commerce-Umsätze wurden 2017 durch Amazon generiert. Ein Trend, vor dem Unternehmen nicht die Augen verschließen dürfen.

Die Erfahrung zeigt, dass es für Unternehmen höchst aufwändig ist, Produkte auf den entsprechenden Marktplätzen zum Verkauf anzubieten. Die Prozesse lassen sich nur schwer automatisieren und genau hier greift unser Projekt an. Über die SCP-Anwendung können die Artikel aus dem SAP-Materialstamm selektiert und vollautomatisch mit Marketinginformationen angereichert sowie auf den gewünschten Marktplätzen zum Verkauf angeboten werden.

Verkäufe auf den Marktplätzen werden zudem in die Anwendung auf der SAP Cloud Platform importiert und von dort aus in das SAP-System publiziert, um dort die erforderlichen Folgeprozesse, wie zum Beispiel die Rechnungsstellung, anstoßen zu können. Somit ermöglichen wir unseren Kunden den Vertrieb über einen komplett neuen Vertriebskanal, ohne manuelle Prozesse durchzuführen oder die aufwändigen Schnittstellen selbst zu implementieren.

Wo liegen die größten Herausforderungen in derartigen Projekten?

Wir hatten einige Nüsse zu knacken. Eine der größten Herausforderungen stellte die Anbindung entsprechender Schnittstellen dar. Insgesamt kein Hexenwerk, aber es gilt natürlich auch in der Zukunft flexibel zu bleiben, um auf Änderungen in den APIs der Hersteller schnell reagieren zu können. Die SAP Cloud Integration (ehemals SAP CPI) hat uns diese Aufgabe stark vereinfacht.

Was muss man lizenztechnisch beachten?

Die SAP Cloud Platform wird in verschiedenen Paketen angeboten, aus denen man sich entsprechend seiner Anforderungen bedienen kann. Services, wie beispielsweise Datenbanken, können hierbei flexibel hinzugebucht werden. Natürlich sind zudem die üblichen Lizenzthemen, wie zum Beispiel Digital Access, zu beachten. Für Partner bietet SAP flexible Preismodelle, um Cloud Produkte erstellen und über das SAP App Center zum Verkauf anbieten zu können.

Wenn Du ein paar freie Tage zum Experimentieren bekommen würdest, was würdest Du mit der SAP Cloud Platform gerne einmal ausprobieren?

Automatisierung von Prozessen wird in der Zukunft eine immer größere Rolle spielen. In bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel der Bilderkennung, schlagen Maschinen die menschliche Performance. Das bietet ganz neue Möglichkeiten, weitere Unternehmensprozesse zu automatisieren.

Die SAP Cloud Platform bietet im Bereich Machine Learning diverse Services. Zum Beispiel gibt es vordefinierte Models für bestimmte Anwendungsfälle, die mit den entsprechenden Unternehmensdaten trainiert werden können, was natürlich Trainingsdaten in ausreichendem Maße erfordert.

Die trainierten Modelle können dann über die SAP Cloud Platform als REST-Service angeboten werden. Erste Erfahrungen haben wir in diesem Bereich bereits gesammelt (zum Beispiel zur Kontierung von Belegen), allerdings sehe ich in dieser Technik ein erhebliches Potenzial für die Zukunft und würde gerne mehr Know-how in diesem Teilbereich aufbauen.

Was wird für dich in den kommenden 12 Monaten das dominierende Thema in der SAP-Community?

Ich glaube, es werden zwei Themen sein, welche die Community dominieren. Auf der einen Seite geht es darum, bestehende Systeme über Transition-Projekte in die neue S/4HANA-Welt zu überführen. Auf der anderen Seite entsteht natürlich über die vielfältigen neuen Möglichkeiten der Appetit auf mehr – und hier kommt die SAP Cloud Platform ins Spiel.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Helge Sanden, Chefredakteur des IT-Onlinemagazins.

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